Ob die Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau bereits im Sommer wieder erreicht, bleibt abzuwarten.
(Foto: imago images/Jürgen Ritter)
Die deutsche Wirtschaft wächst 2021 weiterhin stärker als zunächst angenommen. Für Schwung sorgen vor allem die privaten Haushalte. Den Staatshaushalt zieht die Krise allerdings trotzdem in Mitleidenschaft.
Die Kauffreude der Verbraucher nach dem Corona-Lockdown hat der deutschen Wirtschaft im Frühjahr zu Wachstum verholfen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen April und Juni um 1,6 Prozent zum Vorquartal und damit einen Tick mehr als bisher gedacht, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ende Juli hatten die Statistiker noch ein Plus von 1,5 Prozent gemeldet.
Für Schwung sorgten vor allem die privaten Haushalte, die 3,2 Prozent mehr ausgaben als zuletzt. Der Staatskonsum kletterte um 1,8 Prozent. Der Außenhandel allerdings bremste die Wirtschaft, weil die Exporte mit 0,5 Prozent schwächer zulegten als die Importe mit 2,1 Prozent. "Der Aufschwung hat Tritt gefasst", twitterte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. "In 2021 & 2022 wächst unsere Wirtschaft kräftig." Damit konnte sich die Konjunktur aus dem Corona-Tief befreien, denn Anfang 2021 war die Wirtschaft noch um 2,0 Prozent geschrumpft.
Während vor allem die Dienstleister nach den monatelangen Einschränkungen wegen der Pandemie Morgenluft schnuppern, könnte es bei den Industriebetrieben trotz guter Aufträge oft noch besser laufen. Denn vielen Firmen machen die Lieferengpässe und steigenden Kosten bei wichtigen Vormaterialien zu schaffen. Die Wirtschaftsleistung lag trotz Aufholjagd noch unter dem Vorkrisenniveau – also um 3,3 unter dem Wert von Ende 2019. Die Bundesbank geht davon aus, dass die Wirtschaft im laufenden Sommerquartal nochmals stärker wachsen dürfte als im Frühjahr. Es bleibe abzuwarten, ob die Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau bereits im Sommer wieder erreicht oder erst im Herbst.
Als Risiken für die Konjunktur sehen die Bundesbank-Experten die Delta-Variante und eine nachlassende Dynamik beim Impfen, die wieder zu schärferen Eindämmungsschritten führen könnten. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die deutsche Wirtschaft noch vor Jahresende das Vorkrisenniveau erreichen wird", betonte ING-Ökonom Carsten Brzeski. "Um dies wirklich zu erreichen, dürfen die derzeitigen Verwerfungen in der Lieferkette jedoch nicht zu lange andauern.
Derweil haben die Maßnahmen gegen die Corona-Krise im ersten Halbjahr ein riesiges Loch im deutschen Staatshaushalt hinterlassen. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung gaben bis Ende Juni zusammen 80,9 Milliarden Euro mehr aus als sie einnahmen, wie das Statistikamt zudem mitteilte. Das Defizit entspreche 4,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und sei das zweithöchste in einer ersten Jahreshälfte seit der deutschen Vereinigung.
Quelle: ntv.de, mba/rts

source