Der 8. Mai ist fortan ein Feiertag. Zumindest in Berlin. Auf diesen Tag fällt die Eroberung von Berlin durch die sowjetischen Streitkräfte – und somit das endgültige Ende des NS Regimes. Folglich wurde dieser Tag in vielen europäischen Staaten, wie der Ukraine, Frankreich, Tschechien oder der Slowakei, zum Feiertag erklärt. In Russland wird stattdessen der 9. Mai als Feiertag anerkannt.
Immer mehr Leute Fragen sich, warum das ausgerechnet hierzulande nicht so ist. Seit 2018 setzt sich der DGB dafür ein, dass der 8. Mai in Deutschland zum gesetzlichen Feiertag werden soll. Doch bislang wird das nur in Berlin erstmalig der Fall sein. Ein recht sonderbarer Umstand, wenn man bedenkt, wie gebetsmühlenartig sich Politiker (fast) aller Parteien ansonsten darum reißen, sich im Lichte der in der Tat wichtigen Erinnerungskultur den Anschein eines echten Idealismus zu geben.
Wir haben den falschen Feiertag im Mai
Doch Politik ist, bei allem echten und geheuchelten Idealismus, ein pragmatisches Unterfangen. Vielleicht sind es in diesem Sinne auch Wirtschaftsinteressen, die nicht noch einen weiteren Feiertag im Mai erdulden wollen. Schließlich ist genau eine Woche zuvor, am 1. Mai, mit dem „Tag der Arbeit“ ein gesetzlicher Feiertag verankert. Pikanterweise einer, den die Nazis zwar nicht grundsätzlich ersonnen, 1933 jedoch gesetzlich eingeführt haben. Einen Tag bevor sie die Gewerkschaften gleichschalteten und deren Kassen beschlagnahmten.
Dass bei aller Erinnerungskultur der 1. Mai noch als gesetzlicher Feiertag Bestand hat und der 8. bislang nur in Berlin durchgesetzt wurde, erscheint schwer vermittelbar. Sollten die Wirtschaftsinteressen hierzulande also im Angesicht zwei so zeitnaher Feiertage eher abwinken, dann ließe sich (ganz wirtschaftlich) ein Handel vollziehen: Wir alle gehen am „Tag der Arbeit“ tatsächlich arbeiten. Dafür bleiben wir eine Woche später daheim. Dann, wenn es wirklich etwas zu feiern gibt.