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Materialengpässe und gestörte Lieferketten machen der deutschen Industrie immer mehr zu schaffen. Die Folge: Wenn weniger produziert wird, wird weniger exportiert, und das ist schlecht für den Exportchampion Deutschland.
Nach Aufträgen und Produktion sanken im August auch die Exporte – zum ersten Mal nach 15 Monaten ununterbrochenen Wachstums. Sie fielen um 1,2 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das kommt überraschend: Ökonomen hatten einen weiteren Anstieg von 0,5 Prozent erwartet.
„Die deutsche Wirtschaft muss sich auf einen schwierigen Herbst einstellen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. „Probleme in globalen Lieferketten, hohe Logistikkosten und ungeklärte Handelsstreitigkeiten verdunkeln den Konjunkturhimmel.“
Lieferengpässe bei Vorprodukten bremsten die Warenausfuhren, Staus an Häfen und fehlende Containerkapazitäten dämpften zusätzlich. Die Importe wuchsen allerdings im August mit 3,5 Prozent fast doppelt so stark wie angenommen und erholten sich damit vom Einbruch im Vormonat.
Die deutsche Industrie musste ihre Produktion zuletzt trotz voller Auftragsbücher um fast fünf Prozent drosseln, da etwa den Autobauern wichtige Vorprodukte wie Halbleiter fehlen. „Wo weniger produziert wird, kann auch weniger exportiert werden“, sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. „Nun scheint auch der Exportmotor ins Stocken zu geraten.“ Dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zufolge können 42 Prozent der Unternehmen aufgrund von Materialmangel bestehende Aufträge nicht abarbeiten.
Früher oder später sollte es aber wieder bergauf gehen, erwarten Analysten. „Die Weltwirtschaft wird auf Erholungskurs bleiben, davon wird die deutsche Exportwirtschaft profitieren“, begründete der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, seinen Optimismus. Auch dürften sich die Engpässe irgendwann auflösen. „Gesetzt den Fall, dass im Laufe des kommenden Jahres wieder genügend Vorprodukte zur Verfügung stehen, hat die deutsche Exportwirtschaft ihre Glanzzeiten erst noch vor sich“, sagte Gitzel.
Stockt die Fertigung, geht nicht mehr viel. Wird aber wieder produziert, geht es auch dem Export wieder gut
Insgesamt verkauften die Unternehmen Waren im Wert von 104,4 Milliarden Euro ins Ausland. Verglichen mit August 2020 ist das eine Zunahme von 14,4 Prozent. Das Geschäft mit den EU-Ländern legte dabei um 15,7 Prozent auf 55,7 Milliarden Euro zu. Die Ausfuhren zum wichtigsten Exportabnehmer USA nahmen um 22,4 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro zu, die nach China nur noch um 4,4 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro kletterten.
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier verwies auf ein „sichtlich eingetrübtes Konjunkturklima in China“. Dort geht die Angst vor einem Kollaps des Immobilienkonzerns Evergrande um, den Schulden von mehr als 300 Milliarden Dollar drücken.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat seine Exportprognose wegen der von den USA und China angeführten Erholung der Weltwirtschaft zuletzt erhöht. Deutsche Firmen dürften demnach 2021 acht Prozent mehr ausführen. Wegen der Corona-Krise waren sie 2020 um mehr als neun Prozent eingebrochen.
„Angesichts auch sinkender Auftragseingänge ist es unwahrscheinlich, dass die deutsche Konjunktur bereits im vierten Quartal die Verluste aus dem letzten Jahr aufholen wird“, sagte Treier. In der ersten acht Monaten des Jahres lag das Plus bei 15,9 Prozent, wobei sich die Ausfuhren auf 892,7 Milliarden Euro summierten.
dk/hb (rtr)
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