Laut dem Working Paper der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) „Qualitätsoffensive strukturierte Weiterbildung in Deutschland“ kann der Weiterbildungsmarkt in Deutschland ein starkes Wachstum verzeichnen. Während im Jahr 2010 nur 42 Prozent der 18- bis 64-Jährigen an einer betrieblichen Weiterbildung, einer individuellen beruflichen Weiterbildung, einer Weiterbildung für Arbeitslose und von der Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer oder an einem Kurs für einen Fortbildungsabschluss teilgenommen haben, ist der Anteil im Jahr 2014 auf 51 Prozent angestiegen.
Betriebliche Weiterbildungen am wichtigsten
Mit einem Anteil von 70 Prozent haben betriebliche Weiterbildungen nach wie vor den höchsten Stellenwert in Deutschland. Darauf folgen nicht berufsbezogene Weiterbildungen mit 17 Prozent Anteil und individuelle berufsbezogene Weiterbildungen wie zum Beispiel Kurse zum Industriemeister oder Techniker. Auch die Altersstruktur der Weiterbildungsteilnehmer zeigt einen klaren Trend, der mit steigendem Alter schwächer wird. Während unter den 25- bis 34-jährigen Arbeitnehmern 58 Prozent innerhalb des einjährigen Erhebungszeitraums eine Weiterbildung besuchten, waren es unter den 35- bis 54-jährigen Angestellten nur noch 53 Prozent.
Große Schere zwischen gering und hoch qualifizierten Arbeitnehmern
Außerdem konnte ermittelt werden, dass sowohl geringqualifizierte Arbeitnehmer als auch Personen mit Migrationshintergrund bei Weiterbildungen stark unterrepräsentiert sind. Im Gegensatz zu Deutschen, deren Weiterbildungsbeteiligung im Studienjahr bei 53 Prozent lag, waren Ausländer nur zu 38 Prozent mit Weiterbildungsangeboten beschäftigt. Noch größer ist die Schere allerdings zwischen Geringqualifizierten, die definiert sind als Personen ohne Ausbildungs- oder Hochschulabschluss, die nur zu 6,7 Prozent eine Weiterbildung besuchten und hoch qualifizierten Angestellten, von denen im selben Zeitraum 22,5 Prozent ein Fortbildungsangebot nutzen.
Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) spricht aufgrund dieser Zahlen von einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Weiterbildung.“ Ausgelöst wird dies aus Sicht der Arbeitnehmervertreter durch die fehlende Beratung, die schwierige Übersicht über die zahlreichen Weiter- und Fortbildungsangebote und die unklare Finanzierung der Kosten.
Finanzierung oft aus privaten Mitteln
Ein weiterer Grund dafür, dass geringqualifizierte Menschen oft keine Weiterbildungen nutzen und somit ihre berufliche Situation und ihre Karrierechancen nicht verbessern können, ist die Übernahme der Kosten, die bei externen Angeboten oft Höhen von mehreren Monatsgehältern erreichen können. Mit ohnehin schon prekären Einkommen, die größtenteils durch die Miete und andere Lebenshaltungskosten aufgefressen werden, sind private Investitionen daher kaum möglich.
Laut den Wissenschaftler der HBS wurden im Untersuchungszeitraum nur 41,9 Prozent der gesamten Weiterbildungskosten von Unternehmen bezahlt. Mit einem Anteil von 39,7 Prozent entfiel fast dieselbe Summe auf Arbeitnehmer. Die übrigen Kosten werden zu 4,9 Prozent von der Agentur der Arbeit und zu 13,5 Prozent aus dem Haushalt des Bunds, der Länder und der Kommunen finanziert.
Weiterbildungsmarkt mit optimistischer Prognose
Eine Umfrage unter privaten Weiterbildungsanbietern zeigte, dass die Branche in den kommenden Jahren mit steigenden Teilnehmerzahlen und höheren Umsätzen rechnet. Von den 390 befragten deutschen Unternehmen gaben 48 Prozent an, dass die Anzahl der Kursteilnehmer im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, bei 32 Prozent der Anbieter blieb die Anzahl nahezu gleich und nur 20 Prozent der Weiterbildungsunternehmen verzeichneten sinkende Teilnehmerzahlen. Die der Branche fallen entsprechend positiv aus, was sich darin äußert, dass 72 Prozent der Teilnehmer der Erhebung auch in den kommenden Jahren mit steigenden Umsätzen durch höhere Teilnehmerzahlen rechnen. Einen Anstieg der Kursgebühren erwarten hingegen nur 33 Prozent der Anbieter.