Das Coronavirus sorgt laut Daten des Statistischen Bundesamts (StBA) im Einzel- und Onlinehandel für ein großes Umsatzwachstum. Einige Unternehmen suchen deshalb verzweifelt nach neuen Arbeitskräften, um dem Kundenansturm gerecht werden zu können.
Der laut einer kürzlich veröffentlichten Studie zweifelsfrei natürlich entstandene Coronavirus (SARS-CoV-2) hat in Deutschland laut Daten des Johns Hopkins Coronavirus Resource Center (Stand 08. April 2020) in Deutschland bereits mehr als 100.000 Menschen infiziert und für mehr als 2.000 Todesfälle gesorgt. Neben den Maßnahmen der Landesregierungen, die die Verbreitung des Virus verhindern sollen, wird der große Einfluss von Corona auf den Alltag besonders beim Einkauf von Lebensmitteln, Toilettenpapier und anderen Waren des Grundbedarfs deutlich, die in vielen Ladengeschäften seit Wochen nicht schnell genug nachgeliefert werden können.
Das Statistische Bundesamt (StBA) hat nun Daten zur Auswirkung der „Hamsterkäufe“ auf den Umsatz des Einzelhandels veröffentlicht. Trotz Einlassbeschränkungen, Mindestabständen und anderen Vorkehrungen zum Schutz des Personals und der Kunden haben die Einzelhändler demnach im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat ein reales Umsatzwachstum von 6,4 Prozent erzielt. Im Vergleich zum Vormonat lag der Umsatz im Februar 2020 real um 1,2 Prozent höher.
Große Nachfrage an Lebensmitteln, Getränken und Tabak
Besonders stark angestiegen ist die Nachfrage nach Lebensmitteln, Getränken und Tabak, bei denen im Vergleich zum Vorjahr ein reales Wachstum um 8,3 Prozent gemessen wurde. Das StBA merkt allerdings an, dass dafür neben der Corona-Pandemie auch der im Vergleich zum Vorjahr zusätzliche Einkaufstag verantwortlich ist.
Noch stärker als die Umsätze des Einzelhandels sind nur die Umsätze des der Internet- und Versandhandels gestiegen, die im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Plus von realen 11 Prozent verzeichnen konnten. Auch dieses starke Wachstum ist laut den StBA nicht ausschließlich auf die Corona-Krise zurückzuführen, sondern auch durch den seit Jahren anhaltenden Trend bestimmt.
Einzelhändler brauchen Arbeitskräfte
Im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftsbereichen, in denen bereits Kurzarbeit herrscht und Unternehmen vor der Insolvenz stehen, benötigen Einzelhändler in vielen Regionen aufgrund des Kundenansturms neue Arbeitskräfte. Besonders einfache Tätigkeiten wie das Regelauffüllen und Lagerarbeiten können durch das vorhandene Personal derzeit in vielen Filialen trotz Überstunden nicht bewältigt werden. Einige Arbeitsagenturen haben deshalb zur Soforthilfe Programme entworfen, die Arbeitgeber und Arbeitslose unbürokratisch und schnell zusammenbringen sollen.
„Es ist schon kurios. Den einen bricht schließungsbedingt die Arbeit weg, während geöffnete Geschäfte einen Ansturm erleben, den sie mit vorhandenem Personal kaum noch bewältigen können“, erklärt Marc Heistermann, Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfallen Ruhr.
Zusatzverdienst für Kurzarbeiter
Auch laut Jürgen Koch, Vorsitzender der Arbeitsagentur Oberhausen zeigt die aktuelle Situation „wie wichtig es ist, dass der Einzelhandel gut funktioniert.“ Wie andere Arbeitsagenturen auch, gibt es in Oberhausen deshalb eine telefonische Sprechstunde, die ohne Verzögerung Jobs vermitteln soll. Die Behörden betonen außerdem, dass Schutzmaßnahmen wie Spuckschutze aus Glas oder Mindestabstände zum Kunden das Personal vor Infektionen schützen sollen und dass die Arbeit im Einzelhandel deshalb ohne besonders Risiko möglich ist.
Koch erklärt außerdem, dass die Maßnahmen auch gezielt Menschen in Kurzarbeit ansprechen sollen, die derzeit in systemrelevanten Bereichen neben ihrer Hauptarbeit einen Nebenjob annehmen dürfen, um ihr Gehalt so aufzubessern. Zusatzverdienste werden dabei nicht auf das Kurzarbeitergeld angerechnet. Einzig das Gesamteinkommen (Arbeitseinkommen, Kurzarbeitergeld, Zusatzverdienst) darf das normale Nettoeinkommen nicht übertreffen.