Im Wirtschaftstalk "Wer schafft Wirtschaft? Der ntv-Wahlcheck" stellen Startup-Expertin Janna Linke und Wirtschaftschef Ulrich Reitz die Programme der Parteien zur Bundestagswahl auf den Prüfstand und beantworten gemeinsam mit prominenten Gästen die Frage: Welche Lösungsansätze bieten die Parteien?
ntv.de: Ihr nehmt Euch in der Sendung die Wahlprogramme aus wirtschaftlicher und unternehmerischer Sicht vor. Was werden die Zuschauerinnen und Zuschauer während dieses ntv-Wahlchecks erfahren, worauf sollten sie besonders achten?
Janna Linke: "Der ntv Wahlcheck" ist ein Wirtschaftstalk der besonderen Art. Old Economy trifft auf New Economy. Nicht nur bei den Gästen der Talkrunde, sondern auch bei den Einspielern, die während der Sendung gezeigt werden. Wir Moderatoren treffen alle Parteien zum Elevator-Pitch. Was sonst nur Gründerinnen und Gründer kennen, nämlich ihre Idee in wenigen Minuten auf den Punkt gebracht pitchen, müssen jetzt auch die Verantwortlichen der Parteien. Und zwar zu gesellschaftsrelevanten Punkten wie Klimaschutz, Digitalisierung, Post-Corona-Zeit und vielem mehr. Die Gäste im Studio diskutieren die Ideen und Lösungsansätze der Parteien und ziehen am Ende ein Fazit: Wer schafft Wirtschaft?

Ihr habt auch Experten eingeladen, die die Programme bewerten. Wer kommt?
Janna Linke: Mit Startup-Gründerin Verena Pausder, RWE-Chef Markus Krebber sowie Bayern-Legende und Unternehmer Uli Hoeneß setzten wir auf Experten, die unterschiedliche wirtschaftliche Interessen verfolgen. Pausder beispielsweise legt ein großes Augenmerk auf Digitalisierung, Innovationen "Made in Germany", mehr Frauen in Führungspositionen und eine bessere Förderung von Gründerinnen und Gründern. Der Chef des Energie-Riesen RWE führt dagegen einen Konzern im Umbruch. RWE soll unter Krebbers Führung zu einem Nachhaltigkeitsunternehmen werden. Mit Hoeneß steht sowohl ein weiterer erfolgreicher Unternehmer als auch ein profilierter Fußball-Funktionär bereit. Sein Wurstwaren-Unternehmen, welches er zusammen mit seinem Geschäftspartner gründete, wird mittlerweile von seinem Sohn geleitet.
Was versprecht Ihr Euch von dieser Mischung?
Ulrich Reitz: Die Erwartungen an eine neue Bundesregierung sind je nach Unternehmensgröße unterschiedlich. Daher ist es uns wichtig, einen möglichst breiten Bogen zu spannen – vom Manager eines Dax-Konzerns über den Mittelständler bis hin zur Gründerin.
Welche Themen stehen im Mittelpunkt?
Janna Linke: Wichtig ist: Wirtschaft – Das sind wir alle. Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Selbstständiger, Aktionär oder Rentner. Wir stellen die Themen in den Mittelpunkt, die die Wirtschaft gerade am meisten beschäftigen. Wie kann die Wirtschaft nach Corona wieder in Schwung kommen? Wer bringt Klimaschutz und Jobs am besten zusammen? Welche Steuern soll es geben und welche nicht mehr? Wer überzeugt bei Digitalisierung und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland? Und nicht zuletzt – wer zahlt die Zeche? Zu all diesen Fragen haben die Parteien doch sehr unterschiedliche Herangehensweisen und Lösungsansätze, und die gilt es mit unseren Gästen gemeinsam unter die Lupe zu nehmen.
Ulrich Reitz: Sicher bildet das Thema "Wirtschaft und Unternehmertum" einen Schwerpunkt unseres Wahlchecks, garniert mit weiteren Themen der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Und weil Wirtschaft die DNA von ntv ist, wollen wir den Parteien aus Unternehmersicht auf den Zahn fühlen. Welches sind aus der Sicht unserer Gäste die relevantesten Themen der unsere Zukunft? Welche Partei trauen sie am ehesten zu, dass sie die Baustellen der Gegenwart schnell beseitigen?
Ulrich, Du bist Wirtschaftschef von ntv und tauscht Dich regelmäßig mit Unternehmern und Managern aus. Was hörst Du aus den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft zur Frage: Wer kann Wirtschaft?
Ulrich Reitz: Ich will den Ergebnissen der Sendung nicht vorgreifen. Aber ja: Wir in der ntv-Redaktion sprechen täglich mit Unternehmensvertreterinnen und -vertretern über viele Themen – ob über Steuern, neue Technologien, Energiepolitik oder Bürokratieabbau. Die Haltung von Unternehmenslenkerinnen und -lenkern ist heterogen und verläuft nicht mehr nach alten Rechts-Links-Mustern. Es wird sozusagen mit allen etablierten Parteien geflirtet.
Janna, Du bist die ntv-Startup-Expertin. Was bekommst Du aus der Szene zur Wirtschaftskompetenz der Parteien mit?
Janna Linke: Die Stimmung ist gemischt. Das beschreibt es, glaube ich, am besten und zeigt sich vor allem am Beispiel der Grünen. Auf der einen Seite sehen viele Gründerinnen und Gründer in ihnen moderne, nachhaltige Wirtschaft verkörpert. 2020 hätten sogar fast 38 Prozent der Gründerinnen und Gründer die Grünen gewählt. Das ist das Ergebnis des damaligen Startup Monitors, und damit wären die Grünen weit vor der CDU mit 28 Prozent gelandet. Auf der anderen Seite haben viele junge Unternehmerinnen und Unternehmer Angst vor Regulierungen und dem Schreckgespenst Vermögenssteuer. Diese würde der Startup-Szene massiv schaden, sind sich etwa Wefox-Gründer Julian Teicke, Investor Frank Thelen oder Getyourguide-Gründer Tao Tao sicher. Ausgang ungewiss trifft es also wohl am besten. Wer Startup-Gründerinnen und Gründer für sich gewinnen will, muss sich auf jeden Fall mit Themen wie Klimaschutz, Digitalisierung und Innovationsförderung beschäftigen und passende Lösungen anbieten. Fun Fact: Das Wort "Startup" kommt im Wahlprogramm der FDP 14 Mal, bei der CDU 9 Mal, bei den Grünen und der SPD 6 Mal und bei den Linken und der AfD gar nicht vor.
Das Thema Digitalisierung hat durch die Corona-Krise noch mal an Bedeutung gewonnen. Spiegelt sich das in den Wahlprogrammen wider?
Janna Linke: Dass Deutschland digitaler werden muss, ist unbestritten. Das findet sich auch in jedem Wahlprogramm. Die Corona-Krise hat schonungslos gezeigt, dass Deutschlands digitale Infrastruktur große Defizite aufweist. Gerade, wenn Gesundheitsämter noch immer mit Faxen arbeiten und Schulunterricht digital kaum möglich ist. Spannend: Gerade für die junge Generation der 18-39-Jährigen gehören Digitalisierung und Internet-Infrastruktur zu den Top-Themen, die darüber entscheiden, welche Partei sie wählen wollen.
Ihr habt Euch die Wahlprogramme genau durchgelesen. Hat Euch etwas überrascht?
Ulrich Reitz: Nicht wirklich. Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind bekannt und benannt. Aktuell spannend aus Unternehmersicht wird sicherlich, wie die durchaus unterschiedlichen Angebote der Parteien zu den Themen Vermögens- und Erbschaftssteuer, Mindestlohn, Klimaschutz und Sozialausgaben zu beurteilen sind.
Was sind die zentralen wirtschaftlichen Herausforderungen für die nächste Bundesregierung?
Ulrich Reitz: Klar ist: Die Herausforderungen für eine neue Bundesregierung, kluge Weichen für die Wirtschaft zu stellen, sind groß: Klimawandel, Digitalisierung, Handelsbeziehungen, Staatsfinanzen. Die zentrale Frage aus meiner Sicht: Wie kann Deutschland seine wirtschaftliche Schlagkraft erhalten? Und das in Zeiten steigender Inflation, höherer Staatsverschuldung durch die Pandemie und sich verschiebender Machtverhältnisse zwischen den großen Wirtschaftsregionen.
"Wer schafft Wirtschaft? Der ntv-Wahlcheck" ist am Mittwoch, den 8. September, um 20:15 Uhr auf ntv zu sehen – und ist auch bei TVNOW verfügbar.
Quelle: ntv.de

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