Noch ist die Inflation beherrschbar. Das bleibt aber nur so, wenn das Volkswirtschaften wieder kräftig wachsen. Ein Kommentar.
Die häufig so abstrakt wirkende Geldpolitik kann in Zeiten hoher Inflationsraten ganz real werden. Etwa wenn der Wocheneinkauf im Supermarkt auf einmal 20 Euro mehr kostet als gewohnt oder die Tank- und Stromrechnungen höher ausfallen, als gedacht. Eine Preissteigerung von 3,8 Prozent, wie sie im Juli nun registriert wurde, bleibt auch im Alltag nicht unbemerkt.
Anlass zur Sorge ist aber noch nicht gegeben. Ein großer Teil der Teuerung – laut Statistikern 1,6 der 3,8 Prozent – ist Ökonomen zufolge lediglich darauf zurückzuführen, dass die Mehrwertsteuer im Unterschied zum Vorjahreszeitraum wieder voll erhoben wird. Auch die am Freitag veröffentlichten Inflationsdaten für die Eurozone signalisieren Entwarnung.
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Zwar liegt auch dieser Wert mit 2,2 Prozent auf dem höchsten Stand seit 2018. Doch zuvor war die Inflation über Jahre unter dem Zielwert von knapp zwei Prozent geblieben. Zudem ist die Kerninflation – der Wert, in dem schwankungsanfällige Preise etwa für Lebensmittel und Energie herausgerechnet werden – sogar leicht gesunken.
Zur Beruhigung darf auch beitragen, dass Wirtschaftswissenschaftler genau die jetzt eingetretene Entwicklung stets prognostiziert haben und weiterhin der Meinung sind, dass es sich um einen temporären Effekt handelt. Verwundert sind viele Ökonomen hingegen darüber, dass es nicht schon seit Jahren zu noch viel höheren Inflationsraten kommt. Denn der Lehre nach treibt nichts die Inflation so an wie eine steigende Geldmenge. Und wegen der expansiven Geldpolitik der Notenbanken weltweit ist seit der Finanzkrise viel mehr Geld im Umlauf als zuvor.
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Die Rettungspakete der Coronakrise haben diese Entwicklung noch potenziert. Doch das Geld floss bisher zu großen Teilen in Bereiche, die nicht in die Inflationsrate eingerechnet werden. Immobilienpreise sind dafür ein Beispiel. Oder Aktien. Nicht zufällig hat der Kursanstieg des Dax frappierende Ähnlichkeit mit der Kurve, die die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank darstellt. Doch was, wenn plötzlich auch Alltagsprodukte teurer werden?
In den USA scheint diese Entwicklung bereits zu nahen. Dort liegt die Inflationsrate mit 5,4 Prozent empfindlich hoch. Die Notenbank Fed hat eingeräumt, von dieser Rate völlig überrascht worden zu sein, und Fed-Chef Jerome Powell deutete vorsichtig an, die lockere Geldpolitik auf absehbare Zeit zu beenden. Das wiederum wird nur möglich sein, wenn die Wirtschaft sich bis dahin wieder erholt hat. Schließlich ist das billige Geld kein Selbstzweck, sondern hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gesellschaften ohne den ganz großen Wirtschaftscrash durch die Krise gekommen sind.
Auch und erst recht gilt das für die Eurozone, schleppen hier doch Länder wie Italien noch Schuldenberge aus der Eurokrise mit sich herum, die sie sich nur aufgrund der niedrigen Zinsen leisten können. Würde auch die EZB das Ende des billigen Geldes einläuten, könnten diese Staaten das nur finanzieren, wenn ihre Wirtschaft wieder auf vollen Touren läuft. Deshalb gilt: Erst wenn die Wirtschaft wieder brummt, gibt es Mittel, um die Inflation zu bekämpfen. Wenn es denn überhaupt noch nötig wird.

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